ISO/PAS 8800: Trainings & Workshops, Audits und Assessments

Ob mehr Sicherheit auf der Straße, personalisierte Fahrerlebnisse oder effizientere Prozesse — ohne Künstliche Intelligenz sind diese Fortschritte in modernen Fahrzeugen kaum noch denkbar. Dabei entstehen riesige Datenmengen, die durch Sensoren, Kameras und andere Systeme generiert und via Machine Learning verarbeitet und Data Analytics analysiert werden müssen. Zudem erfordern fortschrittliche Fahrassistenzsysteme und autonomes Fahren komplexe Sensorsysteme, um präzise Entscheidungen in Echtzeit zu treffen.

Die Herausforderung besteht darin, diese Datenflut zu bewältigen und gleichzeitig die korrekte Funktion sicherheitskritischer Anwendungen zu gewährleisten. Genau hier setzt die ISO/PAS 8800 an.

Die im Dezember 2024 veröffentlichte „ISO/PAS 8800 – Road Vehicles – Safety and Artificial Intelligence“ ist eine Norm für die Sicherheit von KI-basierten Systemen in Fahrzeugen. Sie definiert Anforderungen für elektrische und elektronische Systeme in sicherheitskritischen Anwendungen und adressiert Risiken, die durch Fehlfunktionen oder unzureichende Leistungen von Künstlicher Intelligenz entstehen können.

Die ISO/PAS 8800 ergänzt bestehende Sicherheitsstandards wie die ISO 26262 für funktionale Sicherheit und ISO 21448 (SOTIF), die sich auf Fehlfunktionen von E/E-Systemen bzw. unzureichende Systemleistung konzentrieren. Im Unterschied dazu führt die ISO/PAS 8800 einen KI-spezifischen Sicherheitslebenszyklus ein und berücksichtigt Aspekte wie Bias, Vorhersagegenauigkeit, Robustheit und Generalisierungsfähigkeit.

Die Norm stellt OEMs und Zulieferende vor technische, organisatorische, regulatorische und wirtschaftliche Herausforderungen. Das liegt vor allem daran, dass die ISO/PAS 8800 mit dem AI Safety Lifecycle zwar ein zusätzliches und über bestehende Prozesse hinausgehende Entwicklungsmodell einführt, jedoch keine spezifischen Anforderungen definiert, sondern lediglich als Rahmenwerk dient. Dadurch bleibt viel Interpretationsspielraum, was die praktische Umsetzung erschwert.

So müssen bestehende Entwicklungsprozesse angepasst werden, ohne dass klare Vorgaben zur Umsetzung existieren. Zudem gibt es noch viel Unsicherheit, wie ein entsprechendes KI-Managementsystem in Einklang mit gesetzlichen Regelungen gebracht werden kann. Daher erfordert die Einhaltung und Interpretation der Norm hohe Investitionen in Forschung, Entwicklung und Compliance – ohne dass es ausreichend etablierte Best Practices gibt, die als Orientierung dienen könnten.

Da klassische Testverfahren, welche für regelbasierte Datenverarbeitung etabliert wurden, für KI-Systeme nicht ausreichen, verfolgt die ISO/PAS 8800 einen ganzheitlichen Ansatz: Sicherheitsanforderungen werden über den gesamten Entwicklungsprozess definiert. Dabei spielen insbesondere erweiterte Maßnahmen zur Verifikation und Validierung, sowie ein umfassenderes Field Monitoring nach der Markteinführung eine entscheidende Rolle. Hierdurch wird die langfristige Sicherheit der Systeme gewährleistet.

Eine vollständige Verifizierung von KI-Systemen ist nicht möglich. Die Norm setzt daher auf Maßnahmen, die alle Lebenszyklusphasen abdecken – von der Entwicklung über die Verifikation bis zum Field Monitoring nach der Markteinführung. Ziel ist es, trotz bestehender Unsicherheiten eine ausreichende Sicherheit zu gewährleisten.