Die Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme ist ein zentraler Baustein für eine moderne, effiziente und umweltverträgliche Mobilität in Deutschland. Sie eröffnet Städten und Gemeinden die Möglichkeit, ihre Verkehrsangebote besser auf die Bedürfnisse der Menschen abzustimmen und gleichzeitig Umweltziele konsequent zu verfolgen.
Sehen Sie hier die Einschätzung unseres Experten Timo Haas:
Auch die Vernetzung unterschiedlicher Verkehrsmittel wird durch digitale Plattformen erleichtert. Wenn Bus, Bahn, Fahrrad oder Sharing-Dienste über eine Anwendung miteinander kombinierbar sind, entsteht ein nahtloses Mobilitätserlebnis, das den Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel attraktiver macht. Dadurch kann der motorisierte Individualverkehr verringert und die Luftqualität in den Städten verbessert werden.
Zudem fördern digitale Lösungen die Entwicklung innovativer Mobilitätsangebote, die über klassische Linienverkehre hinausgehen. On-Demand-Dienste, flexible Kleinbuskonzepte oder intelligente Mitfahrangebote können insbesondere in weniger dicht besiedelten Regionen neue Perspektiven für eine bedarfsgerechte Anbindung schaffen. So unterstützt die Digitalisierung nicht nur den Verkehr in urbanen Zentren, sondern auch die Mobilität im ländlichen Raum.
Langfristig bietet die digitale Transformation kommunaler Verkehrssysteme die Chance, Mobilität ganzheitlich neu zu denken – nutzerorientiert, klimafreundlich und ressourceneffizient. Sie ist damit ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Verkehrssystem.
Förderprogramm des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr: Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme
Zur Unterstützung dieser Entwicklung hat das Bundesministerium für Verkehr (BMV) das Förderprogramm Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme ins Leben gerufen. TÜV Rheinland Forschungs- und Innovationsmanagement betreut dieses Programm gemeinsam mit VDI/VDE-IT GmbH.
Es richtet sich an Städte, Gemeinden, Landkreise, kommunale Unternehmen, Verkehrsverbünde und weitere öffentliche Einrichtungen, die digitale Maßnahmen zur Optimierung ihrer Verkehrssysteme umsetzen möchten.
Ziel des Programms ist es, die Mobilität in urbanen und ländlichen Räumen nachhaltig weiterzuentwickeln. Es unterstützt Projekte, die zur besseren Vernetzung von Verkehrsträgern, zur Emissionsminderung und zur Attraktivitätssteigerung des Umweltverbunds beitragen.
Das Programm ist Teil der nationalen Strategie zur Luftreinhaltung und unterstützt insbesondere Maßnahmen mit kurzfristiger Wirkung auf die Reduktion verkehrsbedingter Emissionen.
Was wird konkret gefördert?
Die wegweisende Wirkung, die dieses Förderprogramm für eine gelingende Transformation entfaltet, zeigt der Blick in die Praxis.
Herausforderung
Ein Drittel aller Wege in Berlin werden mit Pkws zurückgelegt, obwohl viele dieser Strecken kürzer als 5 km sind. Das Potenzial des Fahrrads als emissionsfreies Verkehrsmittel für kurze Distanzen wird bislang nicht vollständig ausgeschöpft. Derzeit existieren keine vollständigen und routingfähigen digitalen Radnetze, die eine effiziente und sichere Nutzung des Fahrrads als Verkehrsträger unterstützen.
Lösung
Im Rahmen des Projekts wird ein digitales, routingfähiges Radnetz für Berlin erstellt, das auf Geodaten basiert. Das Radnetz wird mit bestehenden Verkehrsinfrastrukturen wie dem KFZ-Verkehrsnetz und dem Fußgängernetz verknüpft. Es werden sichere Routen und Verknüpfungspunkte zu anderen Verkehrsträgern, wie Nah- und Fernverkehr, sowie bereits vorhandenen Rad- und Fußwegen integriert. Dies ermöglicht eine effiziente Nutzung von Fahrrädern im urbanen Verkehr und trägt zur Reduzierung des PKW-Verkehrs bei.
Nutzen und Perspektiven
Das digitale Radnetz fördert die Nutzung von Fahrrädern und trägt zur Verringerung des motorisierten Verkehrs und damit der Emissionen bei. Es verbessert die Mobilität in Berlin und bietet die Grundlage für die Erweiterung der bestehenden Verkehrsmanagementsysteme. Langfristig wird das Radnetz als Modell für weitere Städte dienen und den Ausbau nachhaltiger Verkehrsinfrastrukturen vorantreiben.
Rahmendaten
- Förderprogramm: Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme, Themenbereich Radverkehr
- Projektvolumen: 384.941,00 € (davon 192.470,00 € Förderanteil durch BMDV)
- Projektlaufzeit: 01.04.2019 – 31.12.2024
- Zuwendungsempfänger: Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU)
- Standort: Berlin
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Herausforderung
Im Landkreis Osnabrück werden 65 % aller Wege mit dem Auto zurückgelegt, während der ÖPNV nur einen Anteil von 9 % erreicht. Trotz gut ausgebauter Busverbindungen hemmen komplexe Tarifstrukturen und Unsicherheit bei der Ticketwahl die Nutzung durch Gelegenheitsfahrende ohne ÖPNV-Abo. Diese Hürden verhindern eine stärkere Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr hin zum öffentlichen Nahverkehr.
Lösung
Das bereits in der Stadt Osnabrück eingesetzte Check-In/Be-Out-System „YANiQ“ wird auf den gesamten Landkreis ausgeweitet. Fahrgäste checken sich beim Fahrtantritt über die App ein; die optimale Ticketwahl und Abrechnung erfolgen automatisiert im Hintergrund. Das System nimmt den Nutzenden die Entscheidung über Tarife und Tickets ab und sorgt am Monatsende für eine transparente Abrechnung der tatsächlich gefahrenen Strecken zum besten Preis.
Nutzen und Perspektiven
Durch die einfache und nutzungsfreundliche Abwicklung von ÖPNV-Fahrten wird das Angebot insbesondere für Personen ohne Abo attraktiver. Das System leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung des ÖPNV-Anteils auf 15 % im Landkreis Osnabrück. Gleichzeitig trägt die gesteigerte Nutzung zur Reduktion des Autoverkehrs und damit zur Minderung von Emissionen bei. Langfristig stärkt „YANiQ“ den Umweltverbund und dient als Vorbild für weitere Regionen mit ähnlichen Herausforderungen.
Rahmendaten
- Förderprogramm: Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme, Themenbereich Verkehrssteuerung und Vernetzung
- Projektvolumen: 660.000 € (davon 429.000 € Förderanteil durch BMDV)
- Projektlaufzeit: 01.01.2023 – 31.12.2024
- Zuwendungsempfänger: Stadtwerke Osnabrück Aktiengesellschaft
- Standort: Landkreis Osnabrück
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Herausforderung
Hamburg verzeichnet jährlich Millionen Besucherinnen und Besucher – bei Großveranstaltungen wie der Fußball-Europameisterschaft 2024 stößt das bestehende Verkehrsmanagement jedoch an seine Grenzen. Bisherige Maßnahmen sind personalintensiv, lokal begrenzt und reagieren nur bedingt auf dynamische Verkehrslagen. Navigationssysteme leiten den Verkehr oft überlastet auf immer gleiche Routen, während dynamische Parkleitsysteme an Veranstaltungsorten fehlen. Die Folge: Staus, hoher Parksuchverkehr und steigende Emissionen.
Lösung
CARPE-DIEM bringt ein innovatives, digitales Verkehrsmanagementsystem zum Einsatz, das auf Echtzeitdaten und KI basiert. Eine kostenlose, datensichere Navigations-App lotste Gäste der EM 2024 gezielt zu freien Parkplätzen – abgestimmt auf die Gesamtverkehrslage. Parallel erhalten Behörden eine Websoftware zur überregionalen Verkehrssteuerung. Das System funktioniert ohne zusätzliche Hardware vor Ort und wurde im Vorfeld bei der Handball-EM 2024 erfolgreich getestet und optimiert.
Nutzen und Perspektiven
Das intelligente Routing reduziert den Verkehrsfluss auf überlasteten Hauptstraßen, verringert Parksuchverkehr und entlastet die städtische Infrastruktur bei Großveranstaltungen. Gleichzeitig senkt CARPE-DIEM den Ausstoß von Feinstaub und Stickoxiden – ein direkter Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz. Das Projekt stärkt Hamburgs Vorreiterrolle als Smart City und zeigt, wie digitale Lösungen städtische Mobilität nachhaltiger und effizienter gestalten können.
Rahmendaten
- Förderprogramm: Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme, Themenbereich Verkehrsplanung/-management und -steuerung
- Projektvolumen: 471.901 € (davon 306.735 € Förderanteil durch BMDV)
- Projektlaufzeit: 01.01.2023 – 31.12.2024
- Zuwendungsempfänger: Freie und Hansestadt Hamburg
- Standort: Hamburg
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