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Ecar Charging Station

Der Stoff, aus dem die Träume sind

Ladestation für Elektrofahrzeuge
Ladestation für Elektrofahrzeuge

Individuelle Mobilität ohne Elektroautos? Künftig kaum vorstellbar. Doch trotz Prämie bleiben die Stromer in Deutschland Ladenhüter. In Davos gründete sich jetzt der Hydrogen Council, eine Allianz aus 13 führenden Industrie- und Energieunternehmen, um den Wasserstoffantrieb vehement voranzutreiben.

Wo bleibt sie, die schöne, neue automobile Welt, in der wir vernetzt und nahezu emissionsfrei durch die Lande reisen? Noch sind wir ganz weit weg davon – zumindest in Deutschland. Elektroautos stehen wie Blei in den Showrooms. Auch Kaufprämien für die Saubermänner können (vorerst) daran nichts ändern. Immerhin gibt’s vom Bund seit Juni vergangenen Jahres 4.000 Euro für batteriebetriebene E-Mobile und 3.000 Euro für sogenannte Plug-in-Hybride, in denen ­neben dem E-Aggregat noch ein Verbrennungsmotor für Vortrieb sorgt. Bis Ende Januar dieses Jahres gingen beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle lediglich 10.835 Anträge ein, davon nur rund 5.100 von Privatleuten. Bei einem Gesamtbestand von rund 42 Millionen Pkw in Deutschland spielen die derzeit rund 74.500 E-Autos nur eine Statistenrolle – weit entfernt vom ambitionierten Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 eine Million Stromer auf die Straßen zu bringen. Die Krux: hohe Anschaffungspreise trotz Umweltbonus, das Reichweitenproblem, eine Vielzahl unterschiedlicher Ladekarten und das noch immer dünne Netz von Schnellladestationen. Bislang installierte beispielsweise die „Tank und Rast“ an den Autobahnen rund 70 Schnelllader, bis Ende des Jahres soll das Netz auf 400 wachsen. Immerhin registrierte die EU 2016 in Deutschland insgesamt knapp 25.000 öffentliche Ladepunkte, darunter mehr als 1.800 „Express-Stationen“. 2015 lag die Gesamtzahl gerade mal bei etwa 5.500. Um die Attraktivität von Elektroautos weiter zu steigern, startete der Bund gerade ein 300 Millionen Euro umfassendes Förderprogramm für den Aufbau von 15.000 neuen Ladesäulen. Sie müssen öffentlich zugänglich sein und mit Strom aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Dank umfangreicher Fördermaßnahmen liegt Norwegen in Europa bei der E-Mobilität unangefochten an der Spitze. Dort entschieden sich von Januar bis November 2016 mehr als 41.000 Käufer für einen Stromer, in Deutschland nur rund 22.300. ­Spitzenreiter ist China mit 370.000 Einheiten.

Noch zu lange Ladezeiten

Die theoretischen Reichweiten der batteriebetriebenen Autos stiegen zwar – je nach Fahrstil und zugeschalteten Aggregaten – mittlerweile bis ­auf etwa 400 Kilometer wie beispielsweise beim Tesla. Der neue Opel Ampera-e soll sogar über 520 Kilometer schaffen. Was bleibt, sind die (noch) ­relativ langen Ladezeiten. Wichtige Impulse für die E-Mobilität erwarten Experten durch weitere Restriktionen für den Abbau der Emissionen. Metropolen wie London, Paris und Mexiko Stadt diskutieren bereits Verbote für Verbrenner, China kündigte eine Quote für Elektroautos an und Norwegen erwägt sogar das generelle Aus von Benzin- und Dieseltriebwerken ab 2025. Im Januar dieses Jahres gründete sich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos als erste globale Initiative ihrer Art der Hydrogen Council, eine Allianz aus 13 weltweit führenden Industrie- und Energieunternehmen – darunter die Autobauer Daimler, BMW, Honda und Hyundai, die Mineralölkonzerne Shell und Total sowie die Wasserstofflieferanten Linde und Air Liquide. Das Ziel: Wasserstoff als eine der zentralen Lösungen für die Energiewende zu etablieren. Die ­Mitglieder des Hydrogen Councils unterstrichen ihre Absicht, ihre ­erheblichen Investitionen in die ­Entwicklung und Kommerzialisierung von Wasserstoff und Brennstoffzellen, die sich aktuell auf insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro pro Jahr belaufen, auszubauen. Das Konsortium will dazu beitragen, das ehrgeizige Ziel aus dem Pariser Abkommen von 2015 zu erreichen, nämlich die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. „Aber wir schaffen es nicht alleine. Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Politik zum Wasserstoff“, sagte Benoît Potier, Chef von Air Liquide, in Davos. „Die nahe Zukunft der Mobilität wird elektrisch und vernetzt sein, woran die Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie einen maßgeblichen Anteil haben wird“, ist ­Martin Sheldon, Geschäftsführer der TÜV Rheinland InterTraffic, überzeugt.

Berlin setzt auf Brennstoffzelle

Hydro Power Charging Station
Ladestation mit eines E-Motors mit Wasserstoff (H2) und Sauerstoff

Auch die Bundesregierung setzt jetzt verstärkt auf die Brennstoffzellentechnologie als zweites Standbein der Elektromobilität. Dabei erzeugen Wasserstoff (H2) und Sauerstoff an einer Membran Elektrizität, die den E-Motor antreibt. In die Umwelt gelangt lediglich Wasserdampf. Vorteil gegenüber Batterien: höhere Reichweiten und schnelle Tankvorgänge wie bei konventionellen Fahrzeugen. Nach Informationen der Zeitung „Welt“ soll allein bis 2019 eine Viertelmilliarde Euro investiert werden, um Wasserstoffautos in Deutschland massentauglich zu machen. Die Gelder sollen unter anderem in Forschung und ­Entwicklung der Fahrzeuge fließen. Ziel ist es, Produkte, die technisch ­ausgereift sind, wettbewerbsfähig zu machen. Außerdem soll die Wasserstoffinfrastruktur, wie beispielsweise Tankstellen , ausgebaut werden. „Wir stehen mit der Elektromobilität und dem automatisierten und vernetzten Fahren vor der größten Mobilitäts-revolution seit der Erfindung des Auto­mobils. Die Brennstoffzelle ist eine Schlüsseltechnologie dieser Entwicklung“, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt der „Welt“. Eine ­Studie der Betreibergesellschaft H2 Mobility Deutschland, zu der unter anderem Daimler, Shell, Total und Linde gehören, belegt das ­Potenzial des alternativen Kraftstoffs. Danach könnte Wasserstoff im Jahr 2050 bis zu 40 Prozent des Energiebedarfs im Verkehrssektor in Deutschland abdecken. Voraussetzung dafür ist jedoch ein schneller Ausbau der Wasserstofftankstelleninfrastruktur in Ballungsgebieten ­und entlang der wichtigsten Verkehrsachsen. Derzeit sind bundesweit gerade mal rund 20 öffentlich zugängliche Tankstellen in Betrieb. Doch das Joint Venture H2 Mobility hat sich zum ­Ziel gesetzt, 100 Stationen bis 2018 fertigzustellen. Bis 2023 ist ein ­Versorgungsnetz von bis zu 400 Tankstellen geplant. Ein ehrgeiziges Projekt, zu dem auch zwingend entsprechende bezahlbare ­Serienfahrzeuge gehören. Bislang beschränkt sich die „Flotte“ auf den Toyota Mirai (Preis knapp 80.000 Euro) und den Hyundai ix35 (65.000 Euro). Mercedes-Benz will den GLC F-CELL noch dieses Jahr vorstellen und Honda beabsichtigt den bereits in Japan und den USA angebotenen Clarity nach Europa zu bringen. Bis wir aber völlig abgasfrei mit einem Wasserstoffvehikel zum Mittelklassewagenpreis mal eben um die Ecke zum Tanken fahren können, fließt noch viel Wasser den Rhein ­herunter.

Stelzenbus für Megacitys

Megacity
Megacity

Während die Automobilindustrie bislang das Ziel eher halbherzig verfolgte, denken die Chinesen schon weiter. Sie wollen in absehbarer Zeit eine Straßenbahn mit Brennstoffzellenantrieb auf die Gleise schicken, um die Luftverschmutzung in den ­Ballungsräumen einzudämmen. Die Bahnexperten von TÜV Rheinland erstellten erstmals ein Sicherheitsgutachten für die Anwendung eines Brennstoffzellenantriebs in einer ­Straßenbahn. Und ein futuristischer „Stelzenschienenbus“, unter dem der Individualverkehr in den Megametropolen einfach hindurchfährt, absolvierte bereits seine Testfahrt (siehe Fotos oben). Übrigens: Auch bei den Elektroautos hat das Reich der Mitte die Nase weit vorn. Verglichen mit den starken Stromschnellen des Jangtses muten da ­die europäischen „Bächlein“ an wie dünne Rinnsale.

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